Tages-Anzeiger

Februar 2012

Tattoo-Entferner mit Visionen

Adrian Gsell aus Fehraltdorf führt mit Geschäftspartner Patrick Aeberli die einzige Praxis der Schweiz, die nichts anderes anbietet, als Tätowierungen zu entfernen.

Fehraltorf – Ihre Tattooentfernungspraxis sei einzigartig, sagen Adrian Gsell und Patrick Aeberli. Denn es gebe in der Schweiz keine andere, die ausschliesslich Tatoos entferne. Der Russiker Aeberli leitet das Geschäft operativ, der Fehraltorfer Gsell zieht im Hintergrund die Fäden und sorgt dafür, dass die Jungfirma wahrgenommen wird. «Das Feedback ist extrem positiv», sagt Gsell, der selbst mit zwei grossen Tattoos verziert ist. «Menschen aus der ganzen Schweiz rufen uns an, um sich zu bedanken. Und das einzig dafür, dass es uns gibt.»

Der Zufall hat die beiden zusammengeführt: Weil Gsell eine Schattierung am Oberarm entfernen lassen wollte, kam er mit Aeberli in Kontakt. Der ehemalige Tätowierer hatte sich nach zweijähriger Schulung auf die Entfernung von Tattoos spezialisiert. «Patrick machte einen grossartigen Job», sagt Gsell. «Schon nach der ersten Behandlung war die Schattierung praktisch nicht mehr zu sehen.» Gsell bot ihm eine Business-Partnerschaft an. Damit legte er den Grundstein für sein Unternehmen. Im vergangenen Oktober gründeten Gsell und Aeberli ihre Tattooentfernungspraxis GmbH mit Sitz in Fehraltorf.

Konkurenz ist gross

Die Vision der beiden: Tattoos narbenfrei entfernen und das Jungunternehmen zum eigentlichen Kompetenzzentrum für Tattooentfernungen in der Schweiz machen. Seit Anfang Januar ist die Praxis in Dietlikon in Betrieb. Dabei ist die Konkurrenz gross. Unzählige Tattoostudios haben die Vergänglichkeit ihrer Werke erkannt und sich mit Lasergeräten ausgerüstet. Doch genau darin liegt laut Gsell das Problem. «Heute stehen wir vor der Situation, dass komplexe Behandlungen von Amateuren durchgeführt werden», sagt er. «Ein Laser bietet viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen.» Umso wichtiger sei es, das Angebot zu professionalisieren.

Das Marktpotenzial ist gewaltig, glaubt Gsell. «Selbst wenn nur 2 Prozent der tätowierten Schweizer ihr Tattoo entfernen lassen und wir einen Marktanteil von 5 Prozent erreichen, sind das immer noch 800 Kunden.» Das entspreche bereits der Kapazität von vier Praxen. Um sich von den Mitstreitern abzuheben, tritt das Unternehmen betont selbstsicher auf. Ihren Kunden gegenüber garantiert die Firma, dass Tattoos rückstandslos entfernt werden.Gsell und Aeberli glauben nicht, dass das eine zu riskante Formulierung ist. «Wir wissen, was möglich ist, und das kommunizieren wir auch.»

Arbeitszeit ist gratis

Nebst der Garantie auf eine erfolgreiche Tattooentfernung wirbt die Firma vor allem über den Preis. Kunden bezahlen pro Laserminute den Fixpreis von 9.90 Franken. Die Arbeitszeit des Therapeuten ist kostenlos. Genauso wie die dreiviertelstündige Beratung, die das Unternehmen potenziellen Kunden offeriert. «Dadurch, dass wir uns nur auf Tattooentfernung beschränken, sind die Laser maximal ausgelastet, was zu einer schnelleren Amortisation und damit zu tieferen Kosten führt», sagt Gsell.

Zurzeit ist die Dietliker Praxis noch nicht ausgelastet. Ab 200 Kunden wird das der Fall sein. Spätestens dann will das Unternehmen expandieren und eine weitere Praxis an einem Standort ausserhalb des Grossraums Zürich eröffnen.

Ob sich die Idee tatsächlich so bezahlt macht, wird sich zeigen. Wer Gsell aber kennt, weiss, dass seine Projekte in der Regel von Erfolg gekrönt sind. Mit Lancierung der Putzfrauenagentur Putzfrau.ch schrieb der Fehraltorfer vor neun Jahren eine erste Erfolgsgeschichte. 15 Agenturen sind in der Schweiz heute aktiv und beschäftigen gut 1000 Personen. Ausserdem baute Gsell gemeinsam mit einem Partner ein Portal für Autoleasingverträge auf. Gsell selbst bezeichnet sich als «Macher». Im Kopf hat er diverse weitere Geschäftsideen. Die lasse er vorerst ruhen, denn er wolle sich nicht verzetteln.

Keine Verwaltermentalität

Dass er sich trotz erfolgreichem Geschäftsgang bei der Putzfrauenagentur jetzt um ein neues Projekt kümmert, liegt an seinem Charakter. Denn ein Verwalter will Gsell nicht sein. Als die Putzfrauenagentur erfolgreich positioniert war, gab der 43-Jährige die Geschäftsleitung ab, um sich auf die Strategie im Hintergrund zu fokussieren. Mit der Tattooentfernungspraxis hat er eine neue Herausforderung gefunden.

Journalist: Stefan Krähenbühl

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