Glückspost

September 2019

Weg mit dem Tattoo!

Gedacht war sie mal für die Ewigkeit. Aber Geschmack und Lebensumstände können sich ändern. Dann muss die Tätowierung wieder weg. Ganz einfach ist das nicht – aber immer häufiger gefragt!Es knistert ganz leise. «Das Geräusch entsteht, wenn die Farbe gesprengt wird», erklärt Peter Steiner, Leiter der Tattooentfernungspraxis AG in Zollikon ZH. Zehn Schüsse pro Sekunde schafft das hochmoderne Lasergerät, mit dem er den Engel auf dem Oberarm von Denise D. bearbeitet. So dauert es nur ein paar Minuten, bis der Laser die Farbe im Tattoo in winzige Partikel gesprengt hat, die dann vom Organismus abtransportiert werden können.

Der ersten Behandlung geht allerdings eine sorgfältige Beratung voraus, bei der eine Analyse erstellt, Farbe und Stichtiefe geprüft, der Farbabbau geklärt und allfällige Probleme wie Hauterkrankungen, Allergien oder Medikamentenunverträglichkeiten besprochen werden. Und Geduld ist auch später noch gefragt. Denn in einem einzigen Schritt lässt sich ein Tattoo nicht ausradieren. Vier bis acht Sitzungen sind normalerweise nötig, erklärt Peter Steiner, manchmal werden es auch zehn, und wenn ein Tattoo bereits einmal überstochen wurde, können es noch mehr sein.

Nicht alle Farben sprechen gleich gut auf den Laser an. Am einfachsten ist Schwarz. «Die Grösse des Tattoos spielt eine untergeordnete Rolle bei der Entfernung, entscheidend ist die Menge der Farbe», so der Fachmann. «Und es gibt Farben, die etwas schwieriger sind. Violett zum Beispiel oder gewisse Rottöne. Auch wenn beim Tätowieren sehr tief gestochen wurde, wird es etwas schwierig. Aber heute bringt man jedes Tattoo weg – ausser Weiss.» Oft sind es berufliche Gründe, die den Abschied von der Tätowierung nötig machen. Flugbegleiterinnen, Bankangestellte mit Gedacht war sie mal für die Ewigkeit. Aber Geschmack und Lebensumstände können sich ändern. Dann muss die Tätowierung wieder weg. Ganz einfach ist das nicht – aber immer häufiger gefragt! Weg mit dem Tattoo! Um ein Tattoo zu entfernen,  braucht es vier bis acht Behandlungen. Peter Steiner, Praxisleiter: «Es gibt Farben, die etwas schwieriger zu entfernen sind, zum Beispiel Violett.» Kundenkontakt, Pflegepersonal – es gibt viele Berufe, in denen ein Tattoo irritiert oder tabu ist. Jedenfalls an exponierten Stellen wie Händen, Ausschnitt oder gar im Gesicht. Manchmal hat sich aber auch der Geschmack der Trägerin geändert. Oder der Zeitgeist. Oder das Tattoo ist unschön gestochen.

Die Reue ist teuer

Bei Denise D. war es der Freund, dem die beiden Bilder auf ihren Oberarmen nicht gefielen. Sie ist zum dritten Mal da, und ihr Engel ist schon deutlich blasser als auf dem Foto vor ihrer ersten Behandlung. Noch etwa drei Sitzungen, und dann wird man kaum mehr ahnen können, dass da mal zwei rund zehn Zentimeter grosse Zeichnungen ihre Oberarme zierten. Die Behandlung übersteht sie, ohne mit der Wimper zu zucken. «Solange es nicht mehr wehtut als beim Zahnarzt, ist es in Ordnung», lächelt die Mutter von zwei Töchtern. Bevor er zur Behandlung schreitet, reinigt Peter Steiner die betroffene Stelle, dann wird sie mit einem Kaltluftsystem gekühlt. In den wenigsten Fällen ist ein zusätzliches Gel gegen den Schmerz nötig. Auch während dem Lasern wird gekühlt. Peter Steiner war jahrelang als Pflegefachmann HF tätig, im Beratungszimmer hängen Zertifikate in Dermatologie und Laseranwendung an der Wand. Noch ist in Sachen Tattooentfernung eine Übergangsregelung gültig – ab Juni 2024 braucht es dann dafür zwingend einen Sachkundenachweis. Während Peter Steiner die Oberarme von Denise D. eincremt, verbindet und mit einem Coolpack versieht, erklärt er die Nachbehandlung: Kühlen ist nur am ersten Tag nötig, danach ist Eincremen angesagt. Das hilft auch bei allfälligen Blasen, die sich hin und wieder durch die Wärme bilden können. Duschen ist erlaubt, aber nicht zu warm, auf Sonnenbaden oder Solarium muss während dem Behandlungszyklus verzichtet werden.

Acht Wochen Pause gönnt sich Denise D., dann wird sie zur vierten Runde antreten. Ein billiges Vergnügen ist das Entfernen von Tattoos nicht, es kostet mindestens fünfmal so viel wie das Stechen. Doch wer mal entschieden hat, dass das Tattoo wegmuss, nimmt das in Kauf, genauso wie den Schmerz, den manche dabei empfinden. Zimperlich sind Leute mit Tätowierungen schliesslich nicht, das haben sie schon einst beim Stechen ihres Körperschmucks bewiesen.

Journalistin: Verena Ingold

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